Munich Mountain Girls und der Stelvio
Munich Mountain Girls und der Stelvio

Text von Céline Rudolph

Fotos von Jens Scheibe


 

Wer Rennrad fährt und die Berge liebt, weiß um die Faszination der großen, majestätischen Pässe der Alpen. Und so dauert es nicht lange, bis auch mich als Anfängerin die Sehnsucht packt. Constanze und ich, Céline, träumen schon lange, einmal die 48 Kehren und 1.800 Höhenmeter des Stilfserjochs hochzufahren und auf den Ortler zu schauen. Und als endlich mein IZALCO MAX 8.9 da ist, kann es losgehen. Denn man wird ja wohl kein Profi sein müssen, um die Königin der Alpen zu bezwingen. Oder doch?

 

WIE ALLES BEGANN: Der Beginn einer Rennrad-Liebe

Der Beginn meiner Liebe zum Rennradfahren liegt nicht weit in der Vergangenheit. Und dennoch dauerte es nach dem ersten Aufflammen der Gefühle noch ein wenig, bis ich tatsächlich zum ersten Mal auf einem Rennrad saß.

März 2020 – Deutschland geht in den ersten Lockdown, und auf einen Schlag werden mir nahezu all meine Quellen der Zufriedenheit geraubt: Ski- und Bergtouren, die meine Freundinnen und ich unterlassen, um die Ressourcen der Rettungskräfte zu schonen, gemeinsame Trainingseinheiten im Fitnessstudio, Restaurantbesuche – überhaupt Besuch zu bekommen oder jemanden zu besuchen – und nahezu alle anderen sozialen und sportlichen Gelegenheiten, mit denen ich zuvor meine Batterien geladen hatte.

Und während gefühlt die eine Hälfte der Deutschen wieder die Laufschuhe schnürt, schließe ich mich der anderen Hälfte an und steige aufs Rad. Erst auf mein uraltes Hardtail, ein paar Monate später auf mein neues MARES 9.8 – die erste Liaison mit einer Race-Geometrie. Von der Haustür aus so schnell und weit raus fahren zu können wie mich Fahrrad und Fitness tragen, weg vom Eingesperrtsein, der Einsamkeit und dem Weltschmerz, tat mir unfassbar gut.

WIE ALLES BEGANN: Der Beginn einer Rennrad-Liebe

Der Beginn meiner Liebe zum Rennradfahren liegt nicht weit in der Vergangenheit. Und dennoch dauerte es nach dem ersten Aufflammen der Gefühle noch ein wenig, bis ich tatsächlich zum ersten Mal auf einem Rennrad saß. März 2020 – Deutschland geht in den ersten Lockdown, und auf einen Schlag werden mir nahezu all meine Quellen der Zufriedenheit geraubt:

Ski- und Bergtouren, die meine Freundinnen und ich unterlassen, um die Ressourcen der Rettungskräfte zu schonen, gemeinsame Trainingseinheiten im Fitnessstudio, Restaurantbesuche – überhaupt Besuch zu bekommen oder jemanden zu besuchen – und nahezu alle anderen sozialen und sportlichen Gelegenheiten, mit denen ich zuvor meine Batterien geladen hatte.

Und während gefühlt die eine Hälfte der Deutschen wieder die Laufschuhe schnürt, schließe ich mich der anderen Hälfte an und steige aufs Rad. Erst auf mein uraltes Hardtail, ein paar Monate später auf mein neues MARES 9.8 – die erste Liaison mit einer Race-Geometrie. Von der Haustür aus so schnell und weit raus fahren zu können wie mich Fahrrad und Fitness tragen, weg vom Eingesperrtsein, der Einsamkeit und dem Weltschmerz, tat mir unfassbar gut.

ALS ANFÄNGERIN AUF DEN ALPENPASS: Der Traum wird zum Plan

Wer, wie ich, in München lebt, kommt bei solchen Ausfahrten recht schnell in die bayerischen Voralpen und an ernstzunehmende Steigungen. Und ich stellte rasch zwei Dinge fest: Erstens gefiel mir das Erreichen eines irgendwo höher am Berg gelegenen Ziels mit meiner eigenen physischen und mentalen Kraft auf dem Rad genau so gut wie zu Fuß. Und zweitens war mit dieser bei einer Übersetzung von 1x11 am Berg sehr schnell Schluss – bei mir zumindest.

Auf der Suche nach einem Ausweg aus der Einsamkeit der Pandemie und nach Menschen, mit denen ich Ausfahrten machen konnte, kam ich erstmals in Berührung mit der Rennrad-Bubble. Und ich merkte schnell, wie viele Vokabeln, Kleidungs-, Verhaltens-, Performance- und Sprachregeln es zu geben scheint, von denen ich überhaupt keine Ahnung hatte. Das hat in mir ein Gefühl ausgelöst, das ich schon von anderen Sportarten kannte – die Verunsicherung, ob und wie ich mit meiner großen Begeisterung und gleichermaßen großen Unwissenheit überhaupt einen Zugang zu diesem Sport finden sollte, und ob mich die „cool kids“ wohl mitspielen lassen würden.

Aber die Neugierde und die Lust aufs Fahren waren größer. Ich fand in der Community der MUNICH MOUNTAIN GIRLS Begleiterinnen, die ein ähnliches Fitnessniveau und Mindset hatten wie ich, und gleichermaßen motiviert waren, Kilometer und Höhenmeter zu machen. Und ich stellte fest, dass ich mit meinen Unsicherheiten nicht allein war.

Während ich mit meinen Freundinnen und dem MARES in Bayern und Südtirol unterwegs war, wurde die Sehnsucht immer größer, auch mal selbst einen dieser großen Gebirgspässe zu erklimmen, von denen ich mittlerweile schon viel gehört hatte. Und in mir wuchs ein Vorhaben: Ich wollte mir und all den anderen Menschen, die sich manchmal ähnliche Gedanken wie ich machen, etwas zeigen: Ich wollte ihnen zeigen, dass man nicht schon zehn Jahre Rennrad fahren, top trainiert sein, die stereotypische Form haben, sprechen oder sich auskennen muss wie ein Pro, um sich Herausforderungen zu stellen und ein Abenteuer zu erleben. Und dass es vor allem auf die richtige Gesellschaft und die geteilte Freude am Sport und am gemeinsamen Erleben ankommt.

Ich weiß nicht, ob es an meiner großen Liebe zu Südtirol liegt, an den ikonischen Aufnahmen, die ich kenne, oder an der Aussicht auf Pizza und Aperol Spritz, aber von allen Pässen kam mir einer immer zuallererst in den Sinn: Das Stilfserjoch oder Passo dello Stelvio, wie er so wohlklingend auf Italienisch heißt – der zweithöchste asphaltierte Gebirgspass der Alpen, der sich über 48 Kehren 1.800 Meter in die Höhe schraubt. Dort einmal aus eigener Kraft hochzufahren, oben zu stehen und auf den Ortler zu schauen, das wär‘s! Und das wollte ich nicht allein, denn richtig schön werden solche Abenteuer für mich, vor allem dann, wenn ich all die Eindrücke und Empfindungen teilen kann.

Also rief ich meine beste Bergfreundin Constanze, genannt Schtänzi an und fragte, ob sie Lust hätte, mich zu begleiten. Schtänzi, die ich auch bei den MUNICH MOUNTAIN GIRLS kennengelernt und die zu einer ähnlichen Zeit mit dem Radfahren begonnen hatte wie ich, ließ sich sofort begeistern. Wir legten die Kalender nebeneinander, fanden eine Lücke, buchten uns eine Unterkunft, und aus einem Traum wurde ein Plan.

Wer, wie ich, in München lebt, kommt bei solchen Ausfahrten recht schnell in die bayerischen Voralpen und an ernstzunehmende Steigungen. Und ich stellte rasch zwei Dinge fest: Erstens gefiel mir das Erreichen eines irgendwo höher am Berg gelegenen Ziels mit meiner eigenen physischen und mentalen Kraft auf dem Rad genau so gut wie zu Fuß. Und zweitens war mit dieser bei einer Übersetzung von 1x11 am Berg sehr schnell Schluss – bei mir zumindest.

Auf der Suche nach einem Ausweg aus der Einsamkeit der Pandemie und nach Menschen, mit denen ich Ausfahrten machen konnte, kam ich erstmals in Berührung mit der Rennrad-Bubble. Und ich merkte schnell, wie viele Vokabeln, Kleidungs-, Verhaltens-, Performance- und Sprachregeln es zu geben scheint, von denen ich überhaupt keine Ahnung hatte.

Das hat in mir ein Gefühl ausgelöst, das ich schon von anderen Sportarten kannte – die Verunsicherung, ob und wie ich mit meiner großen Begeisterung und gleichermaßen großen Unwissenheit überhaupt einen Zugang zu diesem Sport finden sollte, und ob mich die „cool kids“ wohl mitspielen lassen würden.

Aber die Neugierde und die Lust aufs Fahren waren größer. Ich fand in der Community der MUNICH MOUNTAIN GIRLS Begleiterinnen, die ein ähnliches Fitnessniveau und Mindset hatten wie ich, und gleichermaßen motiviert waren, Kilometer und Höhenmeter zu machen. Und ich stellte fest, dass ich mit meinen Unsicherheiten nicht allein war.

Während ich mit meinen Freundinnen und dem MARES in Bayern und Südtirol unterwegs war, wurde die Sehnsucht immer größer, auch mal selbst einen dieser großen Gebirgspässe zu erklimmen, von denen ich mittlerweile schon viel gehört hatte. Und in mir wuchs ein Vorhaben: Ich wollte mir und all den anderen Menschen, die sich manchmal ähnliche Gedanken wie ich machen, etwas zeigen:

Ich wollte ihnen zeigen, dass man nicht schon zehn Jahre Rennrad fahren, top trainiert sein, die stereotypische Form haben, sprechen oder sich auskennen muss wie ein Pro, um sich Herausforderungen zu stellen und ein Abenteuer zu erleben. Und dass es vor allem auf die richtige Gesellschaft und die geteilte Freude am Sport und am gemeinsamen Erleben ankommt.

Ich weiß nicht, ob es an meiner großen Liebe zu Südtirol liegt, an den ikonischen Aufnahmen, die ich kenne, oder an der Aussicht auf Pizza und Aperol Spritz, aber von allen Pässen kam mir einer immer zuallererst in den Sinn: Das Stilfserjoch oder Passo dello Stelvio, wie er so wohlklingend auf Italienisch heißt – der zweithöchste asphaltierte Gebirgspass der Alpen, der sich über 48 Kehren 1.800 Meter in die Höhe schraubt.

Dort einmal aus eigener Kraft hochzufahren, oben zu stehen und auf den Ortler zu schauen, das wär‘s! Und das wollte ich nicht allein, denn richtig schön werden solche Abenteuer für mich, vor allem dann, wenn ich all die Eindrücke und Empfindungen teilen kann. Also rief ich meine beste Bergfreundin Constanze, genannt Schtänzi an und fragte, ob sie Lust hätte, mich zu begleiten.

Schtänzi, die ich auch bei den MUNICH MOUNTAIN GIRLS kennengelernt und die zu einer ähnlichen Zeit mit dem Radfahren begonnen hatte wie ich, ließ sich sofort begeistern. Wir legten die Kalender nebeneinander, fanden eine Lücke, buchten uns eine Unterkunft, und aus einem Traum wurde ein Plan.

 

VOR DER TOUR: Das Training fürs Stilfserjoch

VOR DER TOUR: Das Training fürs Stilfserjoch

„Höhenmeter kommen von Höhenmetern“

Wir spulen einige Zeit vor: Sommer 2022. Ich stehe mit meinem brandneuen IZALCO MAX 8.9 irgendwo im bayerischen Postkarten-Panorama auf einer Rampe und durchlebe eine fundamentale Sinnkrise. Was habe ich mir dabei nur gedacht, zu glauben, ich könnte mit meiner Form und meinem Trainingsstand vier Wochen später 1.800 Höhenmeter am Stück überwinden?!

Meine Oberschenkel zittern und fühlen sich an, als hätte jemand bei einem Schlauchboot das Ventil aufgemacht und kräftig draufgedrückt. Mein Puls rast. Und meine innere Kritikerin hört gar nicht mehr auf zu schimpfen. Von allen Sportarten auf der Welt musste ich mir ausgerechnet eine derjenigen aussuchen, die explizit für dünne Menschen designed sind und von kontinuierlichem, disziplinierten Grundlagenausdauertraining zehren.

Als Genussmensch reicht meine Disziplin gerade bis zum nächsten Prosecco. Und anstatt erstmal kleine Brötchen zu backen, habe ich mir natürlich gleich einen der ganz großen Pässe vorgenommen. Immerhin scheint es Schtänzi ähnlich zu gehen, die mit ihrem Crosser neben mir hält und sagt, unsere Touren auf Mallorca im Frühjahr seien irgendwie weniger schwer gewesen.

Ich weiß nicht – vielleicht ist auch nicht die Tour zu schwer, sondern ich? Jedenfalls bin ich sicher, dass das Problem nicht zwei Räder, sondern zwei Beine hat, und nehme meiner MUNICH MOUNTAIN GIRLS-Freundin und Go-To-Person für alle Rennrad-Fragen Meike eine Sprachnachricht auf, an deren Ende ich in Tränen ausbreche.

Meike ruft an, fragt mich, wie meine Ernährung aussähe, wie ich mich unterwegs verpflegen und auf den Stelvio trainieren würde. Noch am selben Tag schickt sie mir eine lange Mail mit Ernährungstipps und Trainingseinheiten.

Und ich realisiere, dass ich zwei Möglichkeiten habe: Ich kann so weitermachen wie bisher und darauf bauen, dass mein Wille mich im Zweifel schon den Berg hochtragen wird, koste es, was es wolle. Oder ich kann versuchen, meinen Körper und meinen Kopf in den verbleibenden vier Wochen bis zum großen Tag so gut dafür zu befähigen, wie es geht.

Alpenpanorama
Celine_auf_dem_Izalco
Spaghettieis

Wir spulen einige Zeit vor: Sommer 2022. Ich stehe mit meinem brandneuen IZALCO MAX 8.9 irgendwo im bayerischen Postkarten-Panorama auf einer Rampe und durchlebe eine fundamentale Sinnkrise. Was habe ich mir dabei nur gedacht, zu glauben, ich könnte mit meiner Form und meinem Trainingsstand vier Wochen später 1.800 Höhenmeter am Stück überwinden?!

Meine Oberschenkel zittern und fühlen sich an, als hätte jemand bei einem Schlauchboot das Ventil aufgemacht und kräftig draufgedrückt. Mein Puls rast. Und meine innere Kritikerin hört gar nicht mehr auf zu schimpfen. Von allen Sportarten auf der Welt musste ich mir ausgerechnet eine derjenigen aussuchen, die explizit für dünne Menschen designed sind und von kontinuierlichem, disziplinierten Grundlagenausdauertraining zehren. Als Genussmensch reicht meine Disziplin gerade bis zum nächsten Prosecco. Und anstatt erstmal kleine Brötchen zu backen, habe ich mir natürlich gleich einen der ganz großen Pässe vorgenommen.

Immerhin scheint es Schtänzi ähnlich zu gehen, die mit ihrem Crosser neben mir hält und sagt, unsere Touren auf Mallorca im Frühjahr seien irgendwie weniger schwer gewesen. Ich weiß nicht – vielleicht ist auch nicht die Tour zu schwer, sondern ich? Jedenfalls bin ich sicher, dass das Problem nicht zwei Räder, sondern zwei Beine hat, und nehme meiner MUNICH MOUNTAIN GIRLS-Freundin und Go-To-Person für alle Rennrad-Fragen Meike eine Sprachnachricht auf, an deren Ende ich in Tränen ausbreche. Meike ruft an, fragt mich, wie meine Ernährung aussähe, wie ich mich unterwegs verpflegen und auf den Stelvio trainieren würde. Noch am selben Tag schickt sie mir eine lange Mail mit Ernährungstipps und Trainingseinheiten.

Und ich realisiere, dass ich zwei Möglichkeiten habe: Ich kann so weitermachen wie bisher und darauf bauen, dass mein Wille mich im Zweifel schon den Berg hochtragen wird, koste es, was es wolle. Oder ich kann versuchen, meinen Körper und meinen Kopf in den verbleibenden vier Wochen bis zum großen Tag so gut dafür zu befähigen, wie es geht.

 
„Höhenmeter kommen von Höhenmetern“
 

Also hänge ich mich rein. „Höhenmeter kommen von Höhenmetern“, hat mir Meike gesagt, und so setze ich mich an den Wochenenden mit Freundinnen und Fahrrädern in den Zug und steuere die Berge an. Ich fahre nach Feierabend Intervalle. Und ich spreche mit weiteren Menschen, die sich auskennen. Über das Netzwerk der MUNICH MOUNTAIN GIRLS lerne ich Kathrin Schafbauer kennen, Fotografin und begeisterte Radsportlerin, die mich zu sich nach Hause nach Ingolstadt einlädt und mir all die Fragen beantwortet, die mir im Kopf herumschwirren:

Wie bewege ich mich kraftsparend den Berg hinauf und wie komme ich gut durch die Kurven auf dem Weg hinab? Was packe ich ein, was esse ich davor und währenddessen? Und wie ist das jetzt genau mit dieser Übersetzung? Ist es normal, dass ich am Berg nie aufhöre, mir zu wünschen, noch weiter runter schalten zu können? Kathrin rät mir, es mir so leicht zu machen wie möglich. Und sie ist damit nicht allein. Auch mein Bikefitter und der Schrauber meines Vertrauens meinen, ich breche mir mit einer größeren Kassette keinen Zacken aus der Krone und dürfe nicht unterschätzen, wie viel mehr Energie ich aufwenden müsste, um meine 178 cm und 85 kg nach oben zu bringen im Vergleich zur stereotypischen Rennradlerin.

Selten konnte ich Kommentare von Männern über meinen Körper so bereitwillig annehmen wie in diesen Momenten. Und ich entscheide mich, vorne von 52/36 auf 52/34 und hinten von 11-30 auf 11-32 zu gehen, was am Berg endlich dazu führt, dass ich nicht durchgängig im kleinsten Gang hänge und ein bisschen Reserve übrig habe für die steilsten Passagen. Aber ob die paar Zähne und Touren reichen werden, um mich auf 2.757 Meter zu tragen? Ich halte es wie bei den anderen Bergtouren, vor denen ich Respekt habe und denke nicht weiter als bis zu dem Punkt, dass ich es ganz sicher versuchen und mir ein Spaghettieis gönnen werde, falls ich es schaffen sollte. Alles weitere wird sich zeigen, wenn ich dort bin.

 
 

AUF DER TOUR: Die Königin der Alpen bezwingen mit dem IZALCO MAX

AUF DER TOUR: Die Königin der Alpen bezwingen mit dem IZALCO MAX

 

An einem Donnerstag im August um sieben Uhr morgens ist es dann soweit: Schtänzi, ihr Leihrad, mein IZALCO und ich stehen vor dem blauen Schild, das den Beginn des Stilfserjochs ausweist, und das über und über mit bunten Stickern beklebt ist. Wir reden nicht viel, schlagen nur einmal ein und verabschieden uns bis zur ersten gemeinsamen Verpflegungspause. Denn wir sind uns einig, dass es solche geben wird und dazwischen jede ihr individuelles Tempo fährt. Ich rufe mir nochmal ins Gedächtnis, was ich in den vergangenen Wochen gelernt hatte: Langsam einfahren, rechtzeitig runterschalten, Rhythmus finden, viel trinken und die Gummibärchen im Trikot nicht vergessen. Und dann geht es los.

 

An einem Donnerstag im August um sieben Uhr morgens ist es dann soweit: Schtänzi, ihr Leihrad, mein IZALCO und ich stehen vor dem blauen Schild, das den Beginn des Stilfserjochs ausweist, und das über und über mit bunten Stickern beklebt ist. Wir reden nicht viel, schlagen nur einmal ein und verabschieden uns bis zur ersten gemeinsamen Verpflegungspause.

Denn wir sind uns einig, dass es solche geben wird und dazwischen jede ihr individuelles Tempo fährt. Ich rufe mir nochmal ins Gedächtnis, was ich in den vergangenen Wochen gelernt hatte: Langsam einfahren, rechtzeitig runterschalten, Rhythmus finden, viel trinken und die Gummibärchen im Trikot nicht vergessen. Und dann geht es los.

48 SPITZKEHREN UND 25KM BIS ZUM GIPFEL
 

Die ersten zehn der insgesamt rund 25 Kilometer zieht sich der Pass fast gerade nach hinten ins Tal, stetig ansteigend an einem Bach entlang, vorbei an den kleinen Orten Gomagoi und Trafoi. Ein Schild mit der Aufschrift 48 weist die erste Kehre aus, auf die lange Zeit nur wenige weitere folgen werden. Es ist wenig los, und ich bin froh, dass wir uns für das frühe Aufstehen und einen Werktag entschieden haben. Nicht lang, und das Ortlermassiv, das uns für den Rest der Tour begleiten wird, rückt zum ersten Mal ins Blickfeld. Ich richte meinen Fokus auf die schönen Eindrücke und lenke mich vom Hineinhorchen in mich ab. Dieser meditative Rhythmus, von dem alle reden und auf den ich baue, will sich noch nicht so recht einstellen, aber vielleicht denke ich auch einfach zu viel darüber nach.

Nach dem Hotel Bella Vista, das aussieht, als stamme es aus einem Film von Wes Anderson, zieht sich die Straße in einen Wald hinein und die Kehren nehmen zu. Schtänzi bleibt stets in Sichtweite, dann und wann halten wir kurz an, nehmen einen Schluck aus unseren Trinkflaschen und tauschen uns aus, wie es uns geht. „Alles gut?“ – „Ja, alles gut.“ Ich fühlte mich ab dem ersten Tag wohl auf dem IZALCO. Die Investition in einen zu meiner Anatomie passenden Sattel war eine der besten Entscheidungen, und ich kann so problemlos weit über 100 km fahren, ohne mich unwohl zu fühlen.

Meike, die mit ihren 1.81 m drei Zentimeter größer ist als ich und das IZALCO MAX 9.7 in L fährt, hat mir zur Rahmengröße M geraten, nachdem ich im Größenfinder genau zwischen beiden Größen lag. Das wird durch das Fitting bestätigt, in dem abseits der Sattel- und Pedal-Position nicht viel geändert werden muss. Um meine Position auf dem Rad noch komfortabler zu machen, könnte ich sogar einen 90er- oder 80er-Vorbau anstelle des ursprünglich verbauten 100ers nehmen und zusätzlich mit 10 mm Spacer nach oben gehen, wird mir gesagt und gezeigt, wie ich manchmal die Schultern nach oben ziehe oder am Lenker weiter nach hinten greife als ideal, um die 10 mm und den 8 Grad abfallenden Winkel zu kompensieren.

Langsam werden die Bäume weniger und der Verkehr nimmt zu. Die Straße windet sich leicht nach rechts, und dann sehen wir sie zum ersten Mal: Die Passhöhe und vor ihr das Zickzack der Kehren, von denen wir erst knapp die Hälfte hinter uns gebracht haben. Wir entscheiden uns gegen die Chance auf einen Espresso im Berghotel Franzenshöhe und nehmen stattdessen noch ein letztes Gel. Ohne viele Worte sind wir uns einig, dass wir dort jetzt hoch und die letzten 500 Höhenmeter anpacken wollen. Ich habe meinen Rhythmus gefunden, in meinem Kopf ist es ruhig, und alles, was ich wahrnehme, sind das Treten, meine gleichmäßigen Atemzüge und die Landschaft um mich herum. Mittlerweile weiß ich sicher, dass ich es problemlos bis nach oben schaffen werde, und das ist ein unfassbar gutes Gefühl. In Kehre 1 wartet Schtänzi auf mich, und wir fahren nebeneinander ins Ziel.

 

"WIR HABEN ES WIRKLICH GESCHAFFT!"

 
 

"WIR HABEN ES WIRKLICH GESCHAFFT!"

Oben angekommen geht es zu wie auf dem Rummelplatz. Souvenirstände und Würstchenbuden reihen sich aneinander, unzählige Autos, Motorräder, Fahrräder und Menschen tummeln sich auf engstem Raum. Ich fühle mich, als sei ich nach vier Stunden in meiner ganz eigenen Welt zurück in die hiesige katapultiert worden, und ich weiß nicht so recht, wohin mit mir. Also mache ich ein Selfie vor dem Schild am höchsten Punkt und sende es an einige Menschen zu Hause, die mit mir auf diesen Moment hingefiebert haben. Als die ersten Glückwunsch-Nachrichten eintrudeln, weine ich. Wir haben es wirklich geschafft! Und es war schöner und ging besser, als ich es zu hoffen gewagt hatte!

Schtänzi findet die Atmosphäre ähnlich anstrengend wie ich und macht sich etwas Sorgen wegen der Abfahrt, da ihr Leihrad Felgenbremsen hat, die leicht überhitzen könnten. Also essen wir nur kurz etwas, ziehen unsere Jacken und Handschuhe an und machen uns auf den Rückweg. Wir haben uns für eine Rundtour entschieden und fahren auf der Rückseite des Stelvio nach Nordosten durch die Schweiz über den Umbrailpass und weiter ins Münstertal. Wir lassen es ruhig angehen, halten immer wieder an, um Schtänzis Bremsen zu prüfen, und mit jeder Kurve nimmt unsere Nervosität ab und unser Grinsen wird breiter. Zurück in Prad finden wir schnell eine kleine Eisdiele. Nie hat mir ein Spaghettieis so gut geschmeckt wie in diesem Moment.

Oben angekommen geht es zu wie auf dem Rummelplatz. Souvenirstände und Würstchenbuden reihen sich aneinander, unzählige Autos, Motorräder, Fahrräder und Menschen tummeln sich auf engstem Raum. Ich fühle mich, als sei ich nach vier Stunden in meiner ganz eigenen Welt zurück in die hiesige katapultiert worden, und ich weiß nicht so recht, wohin mit mir.

Also mache ich ein Selfie vor dem Schild am höchsten Punkt und sende es an einige Menschen zu Hause, die mit mir auf diesen Moment hingefiebert haben. Als die ersten Glückwunsch-Nachrichten eintrudeln, weine ich. Wir haben es wirklich geschafft! Und es war schöner und ging besser, als ich es zu hoffen gewagt hatte!

Schtänzi findet die Atmosphäre ähnlich anstrengend wie ich und macht sich etwas Sorgen wegen der Abfahrt, da ihr Leihrad Felgenbremsen hat, die leicht überhitzen könnten. Also essen wir nur kurz etwas, ziehen unsere Jacken und Handschuhe an und machen uns auf den Rückweg. Wir haben uns für eine Rundtour entschieden und fahren auf der Rückseite des Stelvio nach Nordosten durch die Schweiz über den Umbrailpass und weiter ins Münstertal.

Wir lassen es ruhig angehen, halten immer wieder an, um Schtänzis Bremsen zu prüfen, und mit jeder Kurve nimmt unsere Nervosität ab und unser Grinsen wird breiter. Zurück in Prad finden wir schnell eine kleine Eisdiele. Nie hat mir ein Spaghettieis so gut geschmeckt wie in diesem Moment.

NACH DER TOUR: Das hab ich gelernt

NACH DER TOUR: Das hab ich gelernt

Ob es kühn oder unklug oder eine Mischung aus beidem war, mir das Stilfserjoch als ersten Alpenpass meines Lebens auszusuchen, liegt im Auge der Leserin oder des Lesers. Dieser Pass wird in jedem Fall nicht mein einziger mit dem IZALCO gewesen sein, jetzt, da ich auf ihm die „Königin der Alpen“ bezwungen und mir selbst gezeigt habe, wozu ich fähig bin.

Ob es kühn oder unklug oder eine Mischung aus beidem war, mir das Stilfserjoch als ersten Alpenpass meines Lebens auszusuchen, liegt im Auge der Leserin oder des Lesers. Dieser Pass wird in jedem Fall nicht mein einziger mit dem IZALCO gewesen sein, jetzt, da ich auf ihm die „Königin der Alpen“ bezwungen und mir selbst gezeigt habe, wozu ich fähig bin.

In der Vorbereitung habe ich ein paar Dinge gelernt, die ich auch künftig beherzigen werde. Beispielsweise werde ich werde nie wieder vergessen, auf anstrengenden Touren regelmäßig zu essen und zu trinken: Ab der zweiten Stunde ca. 50-80 g Kohlenhydrate pro Stunde, dazu eine Flasche mit Iso-Pulver (nicht kalorienreduziert) und eine Flasche mit Wasser funktioniert gut für mich, und es lohnt sich, herauszufinden, was der eigene Körper braucht. Ich vertrage Gels und Smoothies gut und kann unterwegs keine Riegel kauen, manchen Freundinnen von mir geht es genau umgekehrt. Daneben werde ich es mir weiterhin so leicht machen wie es geht und alle ermutigen, sich nicht zu schämen, ihre Übersetzung zu ändern, wenn sie sich am Berg im leichtesten Gang nur quälen. Das war für mich der größte „Gamechanger“ abseits der Ernährung.

Sicherlich werde ich auch versuchen, vor dem nächsten größeren Abenteuer so viele Höhenmeter zu sammeln und so oft zu fahren wie es geht. Allein den wenigen Wochen, in denen ich so strukturiert auf die Tour hintrainiert habe wie es die Arbeit und das Leben neben dem Sport zuließen, habe ich einen ordentlichen Fitnesszuwachs bemerkt – körperlich und mental. Mein Minimum waren eine lange und vor allem höhenmeterlastige Ausfahrt und eine Feierabendtour mit Kraftausdauer-Intervallen (5-10 Minuten schwerer Gang, geringe Frequenz, dazwischen genau so lang locker treten) pro Woche. Zusätzlich habe ich vor dem Fernseher Übungen zur Stabilisierung meiner Körpermitte gemacht und mich nach jeder Sporteinheit ausgiebig gedehnt und vor dem Schlafengehen Magnesium genommen.

In der Vorbereitung habe ich ein paar Dinge gelernt, die ich auch künftig beherzigen werde. Beispielsweise werde ich werde nie wieder vergessen, auf anstrengenden Touren regelmäßig zu essen und zu trinken: Ab der zweiten Stunde ca. 50-80 g Kohlenhydrate pro Stunde, dazu eine Flasche mit Iso-Pulver (nicht kalorienreduziert) und eine Flasche mit Wasser funktioniert gut für mich, und es lohnt sich, herauszufinden, was der eigene Körper braucht. 

Ich vertrage Gels und Smoothies gut und kann unterwegs keine Riegel kauen, manchen Freundinnen von mir geht es genau umgekehrt. Daneben werde ich es mir weiterhin so leicht machen wie es geht und alle ermutigen, sich nicht zu schämen, ihre Übersetzung zu ändern, wenn sie sich am Berg im leichtesten Gang nur quälen. Das war für mich der größte „Gamechanger“ abseits der Ernährung.

Sicherlich werde ich auch versuchen, vor dem nächsten größeren Abenteuer so viele Höhenmeter zu sammeln und so oft zu fahren wie es geht. Allein den wenigen Wochen, in denen ich so strukturiert auf die Tour hintrainiert habe wie es die Arbeit und das Leben neben dem Sport zuließen, habe ich einen ordentlichen Fitnesszuwachs bemerkt – körperlich und mental.

Mein Minimum waren eine lange und vor allem höhenmeterlastige Ausfahrt und eine Feierabendtour mit Kraftausdauer-Intervallen (5-10 Minuten schwerer Gang, geringe Frequenz, dazwischen genau so lang locker treten) pro Woche. Zusätzlich habe ich vor dem Fernseher Übungen zur Stabilisierung meiner Körpermitte gemacht und mich nach jeder Sporteinheit ausgiebig gedehnt und vor dem Schlafengehen Magnesium genommen.

Das Wichtigste jedoch wird bleiben: Ich werde mich weiterhin mit Menschen umgeben, deren Gesellschaft mir guttut und Spaß macht. Gemeinsam zu fahren, zu lachen, Eindrücke zu teilen und voneinander zu lernen, gibt mir Zutrauen in mich und meine Fähigkeiten und bringt mir die riesengroße Freude, für die ich damals aufs Rad gestiegen bin. Ohne meine Freundinnen und Freunde und die Community der MUNICH MOUNTAIN GIRLS gäbe es diese Geschichte nicht.

Das Wichtigste jedoch wird bleiben: Ich werde mich weiterhin mit Menschen umgeben, deren Gesellschaft mir guttut und Spaß macht. Gemeinsam zu fahren, zu lachen, Eindrücke zu teilen und voneinander zu lernen, gibt mir Zutrauen in mich und meine Fähigkeiten und bringt mir die riesengroße Freude, für die ich damals aufs Rad gestiegen bin. Ohne meine Freundinnen und Freunde und die Community der MUNICH MOUNTAIN GIRLS gäbe es diese Geschichte nicht.